Auf den ersten Blick macht der Hoodia-Kaktus
(hoodia gordonii) wenig her: Ein typisches stacheliges Kaktus-Gewächs aus der Savanne,
das die meisten Menschen im Topf auf die Fensterbank stellen würden. Für die
Ureinwohner vom Volk der San ist der Hoodia-Kaktus jedoch weit mehr als eine
Zierpflanze: Er bietet den Jägern des Volks tagelang Nahrung, wenn sie auf der
Jagd nach frischem Fleisch für ihre Dörfer sind. Das bitter schmeckende Fleisch
der Pflanze wird wie Kaugummi genutzt um stundenlang darauf herum zu kauen und
dadurch aufsteigenden Hunger zu unterdrücken, so dass sie tagelang kaum echte
Nahrung brauchen.
Das Geheimnis des Hoodie-Kaktus
Die moderne Wissenschaft muss ja immer alles
ganz genau erkunden und machte auch vor dem Hoodia-Kaktus nicht halt. So wurde
ein sekundärer Pflanzenstoff mit dem Namen P57 entdeckt, der für das
hungerstillende und appetitzügelnde Gefühl verantwortlich ist. Die britische
Firma Phytopharm erwarb 1997 eine Lizenz um P57 weltweit als Diätmittel zu
vermarkten. Da es sich um ein natürliches pflanzliches Mittel handelt, gilt
Hoodia als gesund und frei von Nebenwirkungen. Der Wirkstoff signalisiert dem
Gehirn Sattheit und zugleich eine ausgeglichene Stimmung. Die häufig mit Diäten
verbundene schlechte Laune bleibt so aus.
Hoodia und die europäische Realität
Nachdem Phytopharm und Pfizer das Patent für
ihre Hoodia-Schlankheitspillen lange Zeit so eifersüchtig gehütet hatten wie
die Kronjuwelen, wurde der Wirkstoff vor vier Jahren freigegeben, so dass
jedermann Hoodia-Schlankheitspillen auf den Markt bringen konnte. Im Internet
erfreut sich die Wunderpille seitdem eines reißenden Absatzes. Klingt ja auch
wirklich gut: Wenn der Körper nach Currywurst mit Pommes giert, einfach eine
Pille einwerfen und der Hunger ist auf Stunden hinaus wieder weg.
Natürlich wurde ich auch erst einmal
hellhörig, als ich eher zufällig etwas über Hoodia las und hoffte, die Lösung
meiner eigenen Gewichtsprobleme gefunden zu haben. Aber die Realität sieht
natürlich ganz anders aus als die Werbeversprechen. Echte Studien, die die
Wirksamkeit von Hoodia als Diätmittel belegen, gibt es keine. Eine Untersuchung
der angebotenen Diätpillen ergab zudem, das viele nur verschwindend geringe
Mengen von P57 enthielten, die mit dem Kauen des echten Kaktus-Fleisches nicht
vergleichbar sind. Und letztendlich brauchen die Buschmänner nicht abnehmen,
sondern lediglich einige magere Tage überstehen. Beim überbordenden
Nahrungsangebot in Europa und 20 Kilo Übergewicht sieht die Sache also ohnehin
schon ganz anders aus. So lässt sich die Geschichte des Wundermittels Hoodia
wohl leider wieder mal unter "zu gut um wahr zu sein" abhaken.
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