Mittwoch, 9. Oktober 2013

Der Hoodia-Kaktus: Schlankheitsmittel aus der afrikanischen Savanne

Auf den ersten Blick macht der Hoodia-Kaktus (hoodia gordonii) wenig her: Ein typisches stacheliges Kaktus-Gewächs aus der Savanne, das die meisten Menschen im Topf auf die Fensterbank stellen würden. Für die Ureinwohner vom Volk der San ist der Hoodia-Kaktus jedoch weit mehr als eine Zierpflanze: Er bietet den Jägern des Volks tagelang Nahrung, wenn sie auf der Jagd nach frischem Fleisch für ihre Dörfer sind. Das bitter schmeckende Fleisch der Pflanze wird wie Kaugummi genutzt um stundenlang darauf herum zu kauen und dadurch aufsteigenden Hunger zu unterdrücken, so dass sie tagelang kaum echte Nahrung brauchen.  


Das Geheimnis des Hoodie-Kaktus

Die moderne Wissenschaft muss ja immer alles ganz genau erkunden und machte auch vor dem Hoodia-Kaktus nicht halt. So wurde ein sekundärer Pflanzenstoff mit dem Namen P57 entdeckt, der für das hungerstillende und appetitzügelnde Gefühl verantwortlich ist. Die britische Firma Phytopharm erwarb 1997 eine Lizenz um P57 weltweit als Diätmittel zu vermarkten. Da es sich um ein natürliches pflanzliches Mittel handelt, gilt Hoodia als gesund und frei von Nebenwirkungen. Der Wirkstoff signalisiert dem Gehirn Sattheit und zugleich eine ausgeglichene Stimmung. Die häufig mit Diäten verbundene schlechte Laune bleibt so aus.

Hoodia und die europäische Realität

Nachdem Phytopharm und Pfizer das Patent für ihre Hoodia-Schlankheitspillen lange Zeit so eifersüchtig gehütet hatten wie die Kronjuwelen, wurde der Wirkstoff vor vier Jahren freigegeben, so dass jedermann Hoodia-Schlankheitspillen auf den Markt bringen konnte. Im Internet erfreut sich die Wunderpille seitdem eines reißenden Absatzes. Klingt ja auch wirklich gut: Wenn der Körper nach Currywurst mit Pommes giert, einfach eine Pille einwerfen und der Hunger ist auf Stunden hinaus wieder weg.

Natürlich wurde ich auch erst einmal hellhörig, als ich eher zufällig etwas über Hoodia las und hoffte, die Lösung meiner eigenen Gewichtsprobleme gefunden zu haben. Aber die Realität sieht natürlich ganz anders aus als die Werbeversprechen. Echte Studien, die die Wirksamkeit von Hoodia als Diätmittel belegen, gibt es keine. Eine Untersuchung der angebotenen Diätpillen ergab zudem, das viele nur verschwindend geringe Mengen von P57 enthielten, die mit dem Kauen des echten Kaktus-Fleisches nicht vergleichbar sind. Und letztendlich brauchen die Buschmänner nicht abnehmen, sondern lediglich einige magere Tage überstehen. Beim überbordenden Nahrungsangebot in Europa und 20 Kilo Übergewicht sieht die Sache also ohnehin schon ganz anders aus. So lässt sich die Geschichte des Wundermittels Hoodia wohl leider wieder mal unter "zu gut um wahr zu sein" abhaken. 

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